Erlöserkirche


Die Geschichte der Erlöserkirche

 

Im Zeichen der zunehmenden Industrialisierung waren Nürnberg und Fürth entwicklungstechnisch in ein neues Zeitalter eingetreten: Mit deutlichem Anstieg der verkehrstechnischen Kräfte - man denke nur an den Bau des alten Ludwig-Main-Donau-Kanals, der ersten deutschen Eisenbahn und der nach Erlangen führenden Staatsbahn mit dem Umsteigebahnhof Doos - ist gleichzeitig ein Expandieren von Nürnberg und Fürth entlang ihrer Verbindungsachse, der heutigen Fürther Straße, zu bemerken.

 

Das südlich der Pegnitz sich weiträumig erstreckende Gebiet mit seinen ländlich idyllischen Ortschaften Muggenhof, Höfen, Leyh, Gaismannshof und Eberhardshof war zwar bis nach dem Zweiten Weltkrieg von der Bautätigkeit beider Städte weitgehend verschont worden, verlor aber seit dieser Zeit immer mehr von seinem einstigen Charme. Der Neuerrichtung industrieller Zweige beiderseits der Sigmundstraße ging nun eine zweckorientierte und rigorose Planung voraus, deren rasterförmiges Bauprogramm das einstige Architekturbild dieser Region zerstörte. "Meinst du es würde sich noch einer zurechtfinden, der seit 25 Jahren nicht mehr in unserer Gemeinde war", schreibt ein unbekannter Kritiker in den fünfziger Jahren, "die Kornfelder sind verschwunden, die Leyher Straße war voller Schlaglöcher und heute ist sie eine Prachtavenue."

 

Dieses der Stadt Nürnberg ab 1899 politisch unterstellte Gebiet gehörte seit frühester Zeit zur Pfarrei der Fürther St. Michaelskirche, die besagten Orte werden erstmals urkundlich ab dem 14. Jahrhundert erwähnt. Ab 1889 lag die seelsorgerische Betreuung in den Händen eines einzigen Hilfsgeistlichen von der Fürther Auferstehungskirche, der 2072 Seelen in dieser Region zu betreuen hatte. Konfirmationen, Trauungen und Abendmahlsfeiern fanden aber in der Auferstehungskirche statt. Die Projektierung eines eigenen geistlich kulturellen Zentrums, eines Gotteshauses, stellte somit eine dringende Notwendigkeit dar.

 

Mit der Gründung des Kirchenbauvereins Muggenhof-Höfen und Umgebung in der Graf'schen Gastsstätte
'von Leyh am 20. Mai 1902 waren die ersten Schritte zum Bau einer Kirche gegeben. Der Beschluß des Kirchenbauvereins im Jahre 1904 zielte darauf hin, "dass die Gemeinde zu einem ständigen Vikariat erhoben" werden sollte, die weitere Argumentation der Mitglieder bewegte sich zwangsläufig auf die spätere Bildung
einer eigenen Pfarrei.

 

Über die Hindernisse, die sich dem Kirchenbauverein in den Weg stellten, schrieb Oberstudienrat H. Wachter: "Vom Konsistorium wurde mir im Jahr1904 gesagt: Die Gemeinde erhalte nur dann einen eigenen Vikar, wenn sie selber auch Mittel für seinen Unterhalt aufbringe, der Staat gebe nur Zuschüsse und erst dann, wenn die Gemeinde einen Beetsaal oder eine Kirche geschaffen habe".

 

Die Kirche sollte zunächst in Muggenhof, neben dem alten Schulhaus errichtet werden. Im Gutachten eines Nürnberger Baumeisters wurde von dem Platz abgeraten. In der Generalversammlung vom 24. November 1905 entschieden sich deshalb die Leyher und Höfener für die heutige Stelle an der Sigmundstraße.

Finanzielle Rücksichten verhinderten aber einen sofortigen Baubeginn, da der Vermögensetat des Kirchenbauvereins nur spärliche 446 Mark betrug. In der Klärung des Bauvorhabens bildeten die 93 Mitglieder zudem eine schwache Minorität. Somit ist es nicht verwunderlich, dass das Projekt eine lange Zeit noch nicht realisiert werden konnte. Darüber hinaus setzte der Erste Weltkrieg eine einschneidende Zäsur.

Erst 1918 rückte die Frage der kirchlichen Eingemeindung nach Nürnberg-Gostenhof bzw. nach St. Leonhard verstärkt in den Vordergrund, ließ erneut die Planung des Kirchenprojektes ins Gespräch bringen. Auf Initiative des Fürther Dekans Winter wurden nun endlich die notwendigen Schritte zum Bau einer Kirche eingeleitet.

Die Kosten für den Bauplatz und den Rohbau sollte die Fürther Gesamtkirchenverwaltung, die für die Inneneinrichtung der Kirchenbauverein übernehmen.

 

Die Planung der neuen Kirche übertrug man dem Nürnberger Architekten Christian Ruck. Eine höchst absonderliche Vorschrift des städtischen Bauamts war noch die, dass die Kirche, um sie nicht allzu stark als Kirche zu kennzeichnen, keinen Chor erhalten solle. Nach Auffassung des Vereins für christliche Kunst war die Projektierung eine nicht allzu leichte Aufgabe, da Ruck in den "völlig leeren Raum" bauen musste, also keine architektonischen Anhaltspunkte aus der näheren Umgebung für sein Bauprojekt besaß.

 

Am Sonntag, dem 25. September 1927, fand endlich die Grundsteinlegung des Evang.-Luth. Beetsaales in Muggenhof-Höfen bei Leyh statt. Die Ansprache hielt Dekan Winter von Fürth. Nach der Verlesung der Grundsteinsurkunde wurde diese mit einigen Münzen in eine Blechkassette gelegt. Diese fand in dem dafür vorgesehenen Ausschnitt des Grundsteins Platz. Die darauf folgenden Hammerschläge krönten den festlichen Akt.

In der Gemeindeversammlung vom 3. März 1928 wurde die Bildung einer Tochter-Kirchengemeinde beschlossen, das Gotteshaus erhielt auf Vorschlag von Dekan Winter den Namen „Erlöserkirche in Leyh“.

 

Die Bauzeit betrug nur ein Jahr. Die Kosten für den Rohbau beliefen sich auf 109.000 Mark. Die Inneneinrichtung einschließlich der Orgel kam auf 73.000 Mark. Dieser Betrag wurde durch eifrig durchgeführte Sammlungen und Spenden in der Gemeinde erbracht. 10.000 Mark stiftete die Gesamtkirchenverwaltung Fürth und 6000 Mark wurden als Darlehen überlassen.

 

Die feierliche Einweihung der Erlöserkirche am 2. September 1928 vollzog Kreisdekan Oberkirchenrat Rüdel. Beim Einzug in die Kirche sang die Gemeinde: "Tut mir auf die schöne Pforte, führt in Gottes Haus mich ein, ach, wie wird an diesem Orte meine Seele fröhlich sein! Hier ist Gottes Angesicht; hier ist lauter Trost und Licht!"

Zu diesem so bedeutenden Ereignis schrieb eine Fürther Zeitung: „Ein Freudentag für die feiernde Gemeinde war der Tag der Einweihung. Ein herrliches Wetter ermöglichte es der großen Masse, die in dem schönen Gotteshaus nicht Platz finden konnte, vor dem Portale dem durch Lautsprecher mit erfreulicher Deutlichkeit übertragenen Gottesdienst beizuwohnen.“

 

Am 15. Oktober 1937 wurde mit Erhebung zur selbständigen Pfarrei ein lang ersehnter Wunsch der Gemeinde erfüllt. 1939 erfolgte der Anschluss an den Dekanatsbezirk Nürnberg.

Im Zweiten Weltkrieg blieb die Erlöserkirche von größeren Schäden verschont.

In den Jahren 1950 und 1951 erfolgte der Bau des Gemeindehauses, da bis zu diesem Zeitpunkt kein eigener Versammlungsraum zur Verfügung stand.

 

1961 wurde die an das Gebäude angesetzte Sakristei erweitert und aufgestockt. Im gleichen Jahr entstand als Anbau zum Kirchengebäude die sogenannte Brauthalle.